„Flavus“ kommt aus dem Latein und bedeutet so viel wie „blond“ oder „gelb“ sind orange, gelblich farbgebende Inhaltsstoffe.

Eigenschaften

Flavonoide sind Polyphenole, von denen aktuell 6.500 Substanzen bekannt sind. Die Vielfalt begründet sich auf die unterschiedlichen Oxidationsgrade und Menge der Zuckerreste in der Verbindung.[i]

Sie werden in 6 Untergruppen untergliedert:

Flavonole, Flavanole, Flavanone, Flavane, Flavone, Isoflavone

Flavonoide bilden mit Metallen Komplexe, die aus dem Körper ausgeleitet werden. Sie werden daher z.B. zur Detoxikation von Schwermetallvergiftungen genutzt.

Jeder Mensch nimmt mit der Nahrung zwischen 50 – 1.000 mg Flavonoide auf und baut sie schnell wieder ab, was ein großer Vorteil bei längerer Anwendung ist.

 

Vorkommen

Flavonoide sind zellsaftlösliche Pigmente in der Pflanze und kommen in den sonnenbestrahlten Pflanzenbestandteilen vor (daher nicht in Wurzeln oder nur in geringen Mengen in Farnen oder Moosen) und befinden sich in der Vakuole (Teil der Pflanzenzelle).

Sie kommen somit in fast allen Obst- und Gemüsesorten, in bestimmten Nüssen und Getreidesorten vor. Einen hohen Anteil (ca. 50 mg/kg) beinhalten Brokkoli, Endivie, Grünkohl, Zwiebel, Preiselbeeren, Tomaten, grüner und Schwarztee, ca. 10-50 mg/kg besitzen Orangen, Äpfel, Trauben, Kirschen, Kakao. Auch in fast allen Kräutern sind Flavonoide enthalten – das Johanniskraut enthält einen sehr hohen Anteil.

Mit geografischer Höhe (UV-Strahlung) nimmt die Farbintensität und somit auch der Anteil der Flavonoide zu. Daher enthalten Obst und Gemüse aus Freiland mehr Flavonoide (Polyphenole) als aus dem Glashaus.[ii]

 

Funktion für die Pflanze

Flavonoide zählen zu den wichtigsten Wirkstoffen in der Pflanzenwelt.

Sie sind unter anderem für die Elektronentransportvorgänge während der Photosynthese verantwortlich und helfen somit beim Einfangen von Sonnenlicht womit sie die Wachstumsvorgänge der Pflanze beeinflussen. Sie schützen die Blätter vor Verbrennungen.

Die Pflanzen (vorwiegend Bäume) bauen das Blattgrün (Chlorophyll) im Herbst ab und ziehen daraus für den Winter notwendige Stoffe wie Stickstoff und Magnesium wieder in den Stamm zurück. In den Blättern verbleibt die gelbe Färbung (= Flavonoide, Carotinoide). Im neuen Jahr werden die Flavonoide wieder neu produziert.

 

Wirkung & Verwendung

Weitestgehend bekannt sind die Flavonoide als sogenannte Radikalfänger. Sie verfügen aufgrund ihrer Vielzahl mannigfaltige Eigenschaften.

Flavonoide

  • erhöhen die Koronardurchblutung und unterstützen das Herz-Kreislaufsystem (z.B. Weißdorn, Arnika).
  • sind der Hemmstoff der Hyaluronidase (Spaltung von Enzymen), sodass Hyaluronsäure (wichtiger Bestandteil des Bindegewebes) ihre Aufgabe erfüllen kann (Stützelement der Gefäße – z.B. in Schönheitscremes) (z.B. Rosskastanie, Goldrute, Weinlaub, Buchweizen).
    • Schutz der Kapillargefäße, gefäßabdichtend und ödemprotektiv
  • gelten als Sonnenschutz und wurden daher in der Kosmetikindustrie rasch zum Einsatz gebracht (z.B. Anti-Falten-Creme, Sonnencreme)
  • wirken antiallergen (z.B. Zitrone).
  • haben eine basische Wirkung.
  • sind entzündungshemmend (z.B. Johanniskraut).
  • wirken antioxidativ, radioprotektiv (sog. Radikalfänger).
  • haben eine wassertreibende Wirkung und entgiften (z.B. Birke, Goldrute, Schachtelhalm, Hauhechel, Stiefmütterchen).
  • sind blutdrucksenkend, sedativ, spasmolytisch (z.B. Kamille, Süßholz)
  • schützen die Zellen (z.B. Mariendistel, Artischocke).
  • wirken schweißtreibend (z.B. Mädesüß-, Holunder-, Lindenblüten).
  • können stimmungsaufhellend sein (z.B. Johanniskraut, Passionsblume).[iii]

Da der Körper die Flavonoide und deren Verbindungen rasch ausscheidet ist eine Langzeiteinnahme möglich. Bei manchen ist sogar eine längere Einnahme bis zum Eintreten der Wirkung notwendig (z.B. Johanniskraut als natürliches Antidepressivum).

Durch Milch werden Flavonoide zunichtegemacht (z.B. Milchschokolade, Kakao). In Verbindung mit bestimmten Milchproteinen sind die Flavonoide gebunden und können nicht in die Blutlaufbahn aufgenommen werden.

 

Nebenwirkungen

Es sind keine Nebenwirkungen durch die Einnahme von Flavonoiden bekannt.

 

Löslichkeit

Eine gute Löslichkeit mittels Alkohol kann festgestellt werden.
Viele Flavonoide sind auch wasserlöslich und hitzebeständig.

Geschichte

Flavonoide wurden früher „Vitamin P“ genannt, weil sie u.a. die Gefäßpermaabilität regelt. In den 50er Jahren wurde der Begriff wieder aufgegeben und auf „Bioflavonoide“ geändert, da keine Vitamin P-Mangelerscheinungen mehr festgestellt wurden.[iv]

1936 wurde die antihämorrhagische Eigenschaft durch Szent György (Mediziner) entdeckt. Citrin, ein Flavonoidgemisch (vorw. in Zitrusfrüchten) hat sich erwiesen, pathologisch erhöhte Kapillardurchlässigkeit und Kapillarbrüchigkeit rückgängig zu machen (gut daher bei Skorbut, Hochdruck, Diabetes, Hämorrhagien, Arteriosklerose).

 


[i] Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde: Grundlagen – Anwendung – Therapie von Ursel Bühring | Karl F. Haug Verlag (ISBN: 978-3830477495), 4. Auflage, 2014, S.130

[ii] Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde: Grundlagen – Anwendung – Therapie von Ursel Bühring | Karl F. Haug Verlag (ISBN: 978-3830477495), 4. Auflage, 2014, S.134f

[iii] Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde: Grundlagen – Anwendung – Therapie von Ursel Bühring | Karl F. Haug Verlag (ISBN: 978-3830477495), 4. Auflage, 2014, S.134f

[iv] Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde: Grundlagen – Anwendung – Therapie von Ursel Bühring | Karl F. Haug Verlag (ISBN: 978-3830477495), 4. Auflage, 2014, S.130ff

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