„gléchon“ (griech.) = Pflanzenname, „hedrá“ (griech.) = „sitzen“ (Festsitzen auf Unterlage, anhaften)
„gund“ (germ.) = „Eiter“
weitere Namen
Gundelrebe, Gundermann, Soldatenpetersilie, Blauhuder, Erdefeu, Donnerrebe, Huder, Heildrauf, Udrang, Zickelskräutlein.
Beschreibung
Familie | Lamiaceae (Lippenblütler)
Blütezeit | März-Mai
Ernte | ganzjährig – Blätter, Blüten
jungen Triebe schmackhafter (je älter die Blätter, desto bitterer)
Vorkommen | Hecken, Wiesen, lichte Laubwälder.
Aussehen | mehrjährig, bis zu 20cm hoch
Stängel vierkantig, oft blauviolett überlaufend. Blättchen (1,5-3cm lang) nieren- bis herzförmig, am Rand gekerbt; gegenständig angeordnet.
Blüten (in den Achseln sitzend) von April bis Juni blassviolett, rotviolett, weiß mit einem dunkleren Fleck auf der Unterlippe. In Scheinquirlen angeordnet.
Früchte – Nüsschen (ca. 2mm)
Hummeln bestäuben die Blüten. Zitronenfalter, Weißlinge, Schwebfliegen und Käfer fliegen die Blüten ebenfalls gerne an. Die Samen werden durch Ameisen verbreitet, daher ist ein Ausrottungsversuch im heimischen Garten zwecklos… 🐜😊
Pflege | Gundelrebe wächst am liebsten auf kalkhaltigen, nicht allzu trockenen, nährstoffreichen Boden – und wird bei vielen als Unkraut identifiziert. Verbreitet sich durch bis zu 2m lange Ausläufer. Flachwurzler.
Signatur | Planeten: Venus, Sonne, Element: Wasser
Monographie | keine
Hauptinhaltsstoffe
Bitterstoff Glechomin, ätherische Öle, Vitamine (u.a. Vitamin C), Gerbstoffe, Lektine.
Wirkung | adstringierend, regt Nieren, Blase, Galle u Stoffwechsel an, Ausleitung von Giftstoffen.
Für Pferde, Esel, Meerschweinchen, Vögel und andere Kleintiere giftig, jedoch bei Insekten beliebt.
Durch den Bitterstoff Glechomin wirkt er gut bei ungenügender Gallebildung. Blut reinigend, bei Harnwegserkrankungen, stoffwechselfördernd. Hildegardmedizin.
Nutzung
Verwendete Pflanzenteile: Blätter und Blüten.
Kulinarik
Blätter und Blüten können als Gewürz und auch als Salatbeigabe genutzt werden
Gundelrebe ist auch in der Gründonnerstags-Suppe vertreten.
Zu pikanten Fleischspeisen, in Omeletts, Kräuterbutter, Suppen, Kräutersalz, Kräuteröl, zu Strudel.
mildaromatische Blätter sind Gewürz für das sog. ‘Osterfleisch’; eine tschechische Osterspeise.
Kosmetik
Gesichtswasser bei unreiner Haut.
Creme
10g Sheaöl, 30g Sheabutter erwärmen mit Gundelrebeblättern über Nacht stehen lassen, erwärmen, abseihen, 3Tropfen Lavendelöl, abfüllen, mit Tuch abgedeckt abkühlen lassen (sodass kein Kondenswasser sich im Behälter sammelt), gut verschließen.
ca. 6 Mon. haltbar, gekühlt lagern.
Volksheilkunde
Früher tranken die Maler und Büchsenmacher viel Gundelrebe-Tee, um einer Bleivergiftung vorzubeugen. Gundermann kann Schwermetalle gut binden und ausleiten. Auch bei Amalganvergiftungen wird das Kraut angewandt.
Verwendung bei Sonnenbrand, Ekzemen, Brandverletzungen, entzündlichen, eitrigen Pickeln (trocknet aus)
innerlich
bei grippalem Infekt, Bronchitis, Schnupfen, Atemwegserkrankungen.
Tee, Essig (3handvoll frisches Kraut, 1l Obstessig, 2-3 Wochen ziehen lassen)
Gundelrebe-„Busserl“: heiße Milch, Gundermann, Honig
Tinktur (1-3x tgl. 3-5 Tropfen)
äußerlich
Umschläge, Wundöl – bei schlecht heilenden, eitrigen Wunden, Narbenpflege (1-2x tgl. einreiben), unreine Haut (trocknet Pickel aus)
Geschichtswasser, Gesichtsdampfbad
Homöopathie
Urtinktur aus der frischen Pflanze bei Hämorrhoiden und Durchfall.
Historisches
Für die Germanen war Gundermann ein sehr wichtiges Heilkraut.
Hildegard von Bingen beschreibt Gundermann für den Einsatz bei Verdauungsproblemen (Durchfall), Nieren-, Leber-, Brust- und Lungenleiden.
„Gundermann ist wärmer als kalt und trocken und hat die gewissen Kräfte von Spezereien, weil seine Grünkraft sanft und nützlich ist, so dass der Mensch, der matt ist und dem das Fleisch fehlt, in warmem Wasser mit seiner Beigabe trinken soll, und er soll ihn oft in Mus oder in Suppen oder mit Fleisch oder mit Küchlein gegart essen, und er wird ihm helfen. Und wer daraus eine Waschlotion herstellt und seinen Kopf damit häufig wäscht, vertreibt viele Krankheiten von seinem Haupt und verhindert, dass es geschwächt wird.“ (Abtei St. Hildegard, 2016)
Albertus Magnus schrieb: „Wenn einer Kuh das Euter behext ist, soll man drei Kränzlein von Gundelreben winden, dreimal hintereinander die durch Füße melken, danach die drei Kränzlein zum Essen geben und dazu folgende Worte sprechen: „Kuh, da geb ich die Gundelreben, dass du mir die Milch wollst geben““
Mystisches & Sagenumwobenes
Gundermann galt als zauberabwehrende Pflanze.
Aus den langen Trieben wurden Kränze geflochten u zum Schutz von Haus u Hof vor Gewitter u Blitzeinschlag unter das Dach gehängt.
Brauchtum
Vor dem Hopfen wurde Gundelrebe von den Brauern unter die Maische gemischt.
Früher kochte man gemeinsam mit Gänseblümchen, Brunnenkresse, Brennnessel, Vogelmiere und anderen Kräutern die Gründonnerstagssuppe.
Räucherungen
um Schaden ab zu wenden. Vor allem bei Milchbauern kam er früher oft zum Einsatz
Die Gundermann-Räucherung ist eine Stärkung für Herz und Nerven. Gundermann wird auch verräuchert, um die Hellsicht zu steigern.
Bilder
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Quellen
Abtei St. Hildegard. (2020). Hildegard von Bingen Werke – Band V. Heilsame Schöpfung – Die natürliche Wirkkraft der Dinge – Physica (3. Auflage). Beuroner Kunstverlag