Portrait | Löwenzahn

Löwenzahn | Taraxacum officinale
Familie: Korbblütler
Größe: 10-50 cm

Wie erkennen?

gezackte, gezahnte Blattrosette, 20cm hoher, milchhaltiger, röhrenförmiger Stängel, gelber bis zu 6 cm großer Blütenkopf mit zurückgeschlagenen Hüllblättern. Die Blütenkörbchen befindlichen, zungenförmigen Blüten sind goldgelb gefärbt und täuschen eine einzelne Blüte vor. Aus den Blüten bildet sich eine weißliche, runde Federkrone – zum Pusten ;o) Sie können bis zu 10 km weit fliegen. Die Keimblätter sind kurz gestielt, rundlich oval. Sie besitzt Pfahlwurzel, die sich nur sehr schwer entfernen lassen.
Es existieren rund 60 Arten aus den nördlichen gemäßigten Breiten und den gemäßigten Regionen Südamerikas.
Löwenzahn wächst auf gut gedüngten, basischen Böden in sonniger Lage, in Wiesen und auf Ackerrändern (in den Alpen bis ca. 2.800 m). Die Blütenköpfe schließen sich in der Nacht und bei Regen – somit auch eine gute „Wetterpflanze“. Die braunen Früchtchen mit den haarigen Flugschirmen (Pappus) werden mit dem Wind verbreitet.
Die Blätter sind anfällig für den Echten Mehltau, die Wurzeln für die Salatwurzellaus und Wurzelfäule.


Was drinnen?

Bitterstoffe, Mineralstoffe – Kalium, im Herbst (vor allem Wurzel) viel Inulin (Frühjahr ca. 2% – Herbst bis zu 40%), Phytosterole, Flavonoide, Gerbstoffe, Harze, Wachs, Säuren, Zucker, etwas ätherisches Öl, Cholin. Hauptwirkstoff ist der Bitterstoff Taraxin.
Löwenzahnblätter wirken zudem noch Vitamin C und viele Mineralstoffe.
Bei starken Diuretika ist der hohe Gehalt an Kalisalzen von Vorteil, da das meiste davon über den Urin wieder ausgeschieden wird.


Wogegen gut?

Fördert die Ausscheidung von Leber und Nieren harntreibend (ohne die Nieren zu reizen – vermutlich wegen des hohen Kaliumgehalts), stoffwechselanregend, gegen Völlegefühl, Verdauungsbeschwerden, entzündungshemmend, abführend, antirheumatisch, kühlend,
Innerlich bei Gallenblasen- und Harnwegsbeschwerden, Gallensteinen, Gelbsucht, Zirrhose, Dysepsie mit Verstopfung, Ödem (im Zusammenhang mit Bluthochdruck und Herzschwäche), chronischen Gelenk- und Hautbeschwerden, Gicht, Ekzemen, Schuppenflechte und Akne.
Besonders schätzt man den Löwenzahn bei Gallen- und Leberleiden – nach dem Motto „Gelbes heilt Gelbsucht“.
In der Volksmedizin kam noch die Anwendung bei Wassersucht hinzu. Deshalb wurde das Kraut für blutreinigende Frühjahrskuren genutzt. Der weiße Saft hingegen wurde gegen Warzen und Schlangenbissen verwendet.
Die Wurzel beschleunigt den Gallenfluss. Dadurch kommt es zu einem weicheren Stuhl und zu einer prophylaktischen Wirkung gegen Gallensteine. Das wirkt auch positiv auf die Leber und den gesamten Stoffwechsel, was wiederum bei Rheuma hilft.
In der chinesischen Medizin wird der Löwenzahn bei Brust- und Lungentumoren, Mastitis und Abszessen, Hepatitis und Harnwegsinfekten angewandt.


Wie und wann ernten?

  1. Es können alle Teile des Löwenzahns verwendet werden – genauso die Stengel, die für den altbekannten Röhrlsalat verwendet werden. Sammelzeit ist April bis Oktober.
  2. Die Blätter werden vor der Blüte gesammelt und für Aufgüsse getrocknet.
  3. Die Blüten für eine Frühlingskur – im März, wenn ein gelbes Meer die Wiesen schmückt, ist genau die richtige Zeit zum Ernten.
  4. Wurzeln ganzjährig (am besten die zweijährigen – Inulingehalt bis zu 40%) – Frühlingswurzel sind heilkräftiger als die Herbstwurzel. Für Diabetiker ist wiederum die Herbstwurzel wegen des höheren Inulingehaltes besser geeignet.
  5. Sowohl gekocht (am besten vorher einige Zeit in kaltem Zitronenwasser einlegen, um den bitteren Geschmack etwas zu reduzieren) als auch roh sind die frischen Blätter zum Salat sehr schmackhaft.

Was damit machen?

Tee aus getrockneten Wurzelstücken

1TL Wurzelstücke mit kaltem Wasser übergießen, kurz aufkochen und 5 Min ziehen lassen. Aktiviert Leber, Bauchspeicheldrüse und Harnblase – somit gut für aktivierende Frühlingszeit. Um Nierengrieß auszutreiben, empfiehlt es sich, eine Zeit lang (bis zu drei Wochen) tgl einige Tassen Tee zu trinken.
In Apotheken erhält man Löwenzahn auch in Form von Saft oder Tinktur.
Bitterstoffe können bei manchen Menschen zu viel Magensäure und somit Sodbrennen auslösen, daher beobachten, wenn man dazu neigt und reduzieren, sollte es eintreten.

Löwenzahn-Gelee

Löwenzahnblütenblätter in 1l Wasser über Nacht mit ca. 20g Zitronensäue einweichen (ich habe statt Wasser Brennnesselwasser genommen), mit 1:3 Gelierzucker verarbeiten.

Löwenzahn-Honig

Löwenzahnhonig Tag 0 + 1

Einfach in ein Glas schichtweise Zucker (habe Rohrzucker genommen) mit Löwenzahnblütenblättern ansetzen und einige Zeit im Dunkeln aber warm stehen lassen. Der Zucker verflüssigt sich und kann abgeseiht werden.
Löwenzahn-Honig gekocht
ca. 80g Löwenzahnblüten, 1l Wasser, 1kg Zucker, Zitronensäure
Aufkochen, über Nacht zugedeckt abkühlen lassen, abseihen und mit dem Zucker bei mittlerer Hitze und gelegentlichem Rühren eindicken lassen. Dauert ca. 2 Std – kann dann aber rasch zu dickflüssig werden.

Löwenzahn-Kaffee

Die Wurzeln rösten, mahlen und als koffeinfreier Kaffee-Ersatz trinken. (Mich hat es eher an den alten Malzkaffee erinnert – war aber lecker. ;o) )

krosse Löwenzahnkugerl

ungeöffnete Löwenzahnknospen in heißem Öl kurz anbraten. Die grünen Hüllblätter bilden ein sternförmiges Minitablett für die Knospen. Mit Staubzucker zu Süßem oder Kräutersalz zu Pikantem.


Was bringt´s der Natur?

Der Löwenzahn ist eine gute Bienenweide. (ca. 125.000 Blütenköpfe liefern ca. 1 kg Honig)
Die Pflanze ist auch ein klassischer Stickstoffzeiger.

Gibt´s Geschichten?

  • In der chinesischen Medizin wurde die Pflanze erstmals 659 n. Chr. erwähnt, während sie in europäischen Schriften erst 1485 auftaucht. Allerdings finden sich möglicherweise in den Werken von Plinius (23-79 n.Chr.) mehrere Hinweise auf sie. Sie wurde von arabischen Ärzten im 11. Jh. empfühlen und im 13. Jh. von einem Arzt Myddfai (Wales) erwähnt. Während des 16. Jhs. avancierte Löwenzahn zum anerkannten Heilkraut. Er wird insbesondere In Frankreis auch als Gemüse kultiviert, wo man während des 19. Jhs. verbesserte Formen selektierte. Da er allerdings wie Chicoree sehr bitter ist, muss man ihn vor dem Verzehr blanchieren oder eine Stunde lang in Wasser einweichen.
  • Der berühmte Tabernämontanus (1731; Mediziner, Botaniker) nennt den Saft der Wurzel und des Stängels für die Augen wundertätig, er macht sie hell und nimmt die unangenehmen Augenflecken, wäre also „eine gebenedeyte Artzney“
  • Goethe widmete sich dem Studium des Pflanzenwachstums, machte Keimversuche, experimentierte, studierte Blattformen (Rosen, Nelken, Kapuzinerkresse, Kartoffel, Eisenhut, Löwenzahn) „Wenn man die Stiele aufschlitzt, die beiden hohlen Röhrchen sachte voneinander trennt, so rollte sich jede in sich nach außen.
  • In den Schriften des arabischen Arztes Avicenna wird der Löwenzahn erwähnt, merkwürdigerweise aber nicht bei Hildegard von Bingen.
  • Kräuterbücher des 16. Jahrhunderts kennen den Löwenzahn auch unter den Namen Mönchskopf und Sonnenwirbel – nur zwei der rund 500 Volksnamen. Die Franzosen sagen auch pissenlit (auf gut Steirisch Bettsoacher), was auf eine seiner Wirkungen hinweist (harntreibend)
  • Der botanische Namen geht auf tarak shoqum, Arabisch für „bitteres Kraut“ oder „wilder Chicoree“ zurück.
  • Mittelalterliche Kräuterbuchautoren schoben der Pflanze auch kosmetische Wirkung zu, wie Hieronymus Bock: „Etliche Bilden ihnen ein, wenn man mit dem Saft ermelten Krautes bestreiche, dass man bey großen Herrn und Fürsten angenehm dadurch werde und auch erhalten könne, was man begehre. Allein seyn solches Fabeln.“

Und sonst?

  • rund 500 Volksnamen existieren zum Löwenzahn. Hier mal die erste Sammlung, die ich in diversen Büchern gefunden habe:
  • Pissenlit (fanz. „bettnässen“), Bettsoacher, Augenwurz, Bitterblume, Butterblume, Eierblume, Klettenährlein-Kraut, Laternenblume, Maiblume, Pusteblume, Saublume, Mönchskopf, Sonnenwirbel, Apostenwurzel, Augenmilchkraut, Bärenzahnkraut, Bettseicher, Eierbusch, Eierkraut, Feldblume, Hundszahnkraut, Kettenblume, Knabenblume, Kuhlattich, Laterne, Maienschöpfel, Märzenblume, Maienzahn, Milchbleaml, Milchdistel, Milchrödelwurz, Milchschöpfe, Milchstöckel, Mistfink, Mistfinkwurzel, Pampelkraut, Pfaffenblume, Saustochkraut, Scheerkraut, Schmalsbleaml, Seichkraut, Sommerdornkraut, Sonnenwirbelkraut, Sonnenwurzel, wilde Zichorie
  • Löwenzahn sollte aber auch Liebende, die sich mit ihm einstrichen, in den Augen des Partners begehrenswert machen.
  • Der Milchsaft der Pflanze wurde auch zur Kautschukherstellung verwendet.
  • Früher wurden die Blüten zum Butterfärben verwendet.
  • Der weißliche Milchsaft vor allem in den Stängel kann bei einigen Menschen und Kindern zu Kontaktausschlägen führen.
  • Die Blätter und Wurzeln dienen zum Aromatisieren von Kräutertonika, Bier und alkoholfreien Getränken.
  • In den Südstaaten der USA wird der Löwenzahn gemeinsam mit Gänsefuß, Rübenkraut und Kresse als sogenannter „Pote“, ein Salat, gegessen.
  • Die Wurzeln werden in China und Japan als Gemüse verwendet

Bilderchen

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