Ein weitestgehend noch nicht so verbreitet bekannter jedoch sehr wirksamer Inhaltsstoff ist das Hypericin, das in Johanniskrautgewächsen (Hypericaceae) vorkommt.
Eigenschaften
Biochemisch gehört Hypericin zu den Naphtodianthronen und ist ein roter Farbstoff.
Vorkommen
Hypericine (Hypericin, Pseudohypericin) zählen zu den wichtigsten Inhaltsstoffen des Johanniskrautes. Am stärksten konzentriert, befindet sich das Hypericin in den punktierten Sekretbehältern der Blüten und Blätter. Beim Zerreiben von frischen Johanniskrautblüten oder -blättern tritt ein blutroter Saft aus, der die Finger nachhaltig färbt.[i]
Funktion für die Pflanze
Schutz vor Viren, Verbrennungen.
Wirkung & Verwendung
Das Hypericin gilt als „Lichtstoff“, da es neben blutstillenden und virenhemmenden Eigenschaften, eine erhöhte Lichtempfindlichkeit der Haut verursacht.
Es erzeugt beim Menschen den Effekt einer Fotosensibilisierung über die Haut, die sich in zweifacher Weise äußern kann: entweder in Form einer gesteigerten Licht- beziehungsweise Strahlenempfindlichkeit der Haut oder in Form einer besseren Lichtausnutzung, was zur spürbaren Stimmungsaufhellung beiträgt, da es dadurch indirekt auch Botenstoffe im Gehirn beeinflusst, die zu einer erhöhten Melatonin-Ausschüttung führt.
In der Medizin werden oftmals Johanniskrautpräparate zur Unterstützung therapeutischer Behandlungen von Depressionen herangezogen.
Da Hypericin sich vorzugsweise an krebsartigem Gewebe sammelt, wird es in der Fluoreszenzdiagnose als Indikator für Krebszellen eingesetzt.[ii]
Bei Hautbeschwerden (Neurodermitis, Schuppenflechten, Entzündungen, …) wird das bekannte Rotöl äußerlich aufgetragen.
Nebenwirkungen
Durch Hautkontakt Photosensibilisierung (phototoxisch) möglich, sehr hohe Dosen können zu Leberschäden führen. [iii]
Löslichkeit
Teilweise in Wasser, Alkohol, Öl, hitzebeständig[iv]
Geschichte
Das Johanniskraut mit dem darin enthaltenen Hypericin war das Lieblingskraut des Paracelsus „Nehmet Johanniskraut anderthalb Handvoll und siedet das selbige in drei Maß Wein, davon lasst den Kranken trinken abends.“ Vier Kräfte schrieb er dem Kraut zu: für die phantasmata, würm, wunden und balsamische tugent. „Gott hat solche Stärke in perforatam gelegt, durch die selbige treibt sie das Gespenst der Natur hinweg.“ Paracelsus erkannte die Wirkung des Krauts gegen Depressionen, Melancholie und Ängste. Die „Löcher“ in der Pflanze bedeuten laut Paracelsus, dass dieses Kraut für alle inneren und äußeren Öffnungen der Haut eine Hilfe ist.[v]
[i] Heilpflanze Johanniskraut – Mutmacher und natürliche Kraftquelle von Sylvia Luetjohann | Windpferd (ISBN: 978-3864100840), S. 37
[ii] Wikipedia „Hypericin“: https://de.wikipedia.org/wiki/Hypericin, Stand: 04.12.2016
[iii] Sicherheitsdatenblatt Hypericin, Dr. Hagel, https://www.carlroth.com/downloads/sdb/de/L/SDB_L543_DE_DE.pdf, Stand: 04.12.2016
[iv] Sicherheitsdatenblatt Hypericin, Dr. Hagel, https://www.carlroth.com/downloads/sdb/de/L/SDB_L543_DE_DE.pdf, Stand: 04.12.2016
[v] Herbarium, Katrin Schützenauer „Johanniskraut“, Stand: 10.12.2016