In der Kräuterheilkunde hat sich die Gruppierung der sogenannten „Schleimdrogen“ gebildet und lässt sich wie folgt definieren: „„Schleimdrogen“ sind Heilpflanzen, die Schleime oder Pektine enthalten.“[i]

 

Eigenschaften

Der Begriff Schleimstoffe, wurde aufgrund der Konsistenz gebildet. Sie bestehen vorwiegend aus Polysacchariden (= Kohlenhydrate) bzw. aus langkettigen Zuckermolekülen.[ii]

Es wird in saure und neutrale Schleime unterschieden.

Saure Schleime haben einen hohen Anteil an Glucuron- und Galakturonsäuren wodurch sie gelbildend sind und vor allem als Haut- und Schleimhautschutz verwendet werden.[iii]

Bausteine der Schleime sind Glukose, Galaktose, Mannose, Rhamnose, Glucuronsäure. Ihre Wasserlöslichkeit unterscheidet sie von strukturbildenden Polysacchariden wie der Zellulose.[iv]

Zu den Schleimstoffen werden auch die Pektine gezählt, die pflanzliche Polysaccharide sind und vorwiegend für die Gelbildung verwendet werden, im Hausgebrauch zum Beispiel als Geliermittel in Marmeladen, Gelees, Fleischkonserven, etc.

 

Vorkommen

Schleime kommen in Getreidekörnern vor, aber auch in Wurzeln, Rinden, Stielen und Blättern höherer Pflanzen.[v]

In höherer Konzentration kommen Schleimstoffe in Malvengewächsen (Eibisch, Malve, …), Wegerichgewächsen (Spitzwegerich, Flohsamen), Lindengewächsen, Beinwell, Lungenkraut, Königskerze, Veilchen, Taubnessel, Huflattich, Ehrenpreis, Schlüsselblume und Leinsamen vor.

Pektine gehören zu den Zellwandbestandteilen und kommen in bedeutenden Mengen in Apfelschalen, Zitrusfrüchten, Erdbeeren, Rüben vor.[vi]

 

Funktion für die Pflanze

Schleimstoffe dienen der Pflanze als Reservespeicherstoff und Wasserspeicher.

Sie können auch durch die Bildung eines Schutzfilmes um den Samen die Verdauung bei Tierfraß verhindern, sodass diese unverdaut wieder ausgeschieden werden (z.B. Flohsamen).[vii]

 

Wirkung & Verwendung

Schleimstoffe bilden einen reizmildernden Schutzfilm über die Haut und Schleimhaut, die dadurch vor mechanischen und chemischen Reizen besser geschützt und blutgestillt wird.

Im Verdauungstrakt überziehen die Pflanzenschleimstoffe die Magen-/Darmwände und wirken beruhigend, entzündungshemmend, sodass sie oft bei Magen-/Darmentzündungen eingenommen werden. Auch bei Atemwegsbeschwerden (z.B. Husten) helfen Schleimstoffe mit einer schützenden und beruhigenden Schicht.

Die unlöslichen Schleimstoffe (z.B. in Flohsamen, Spitzwegerich) bewirken bei Wasserkontakt ein Aufquellen und Absorbieren weiterer Stoffe (z.B. Giftstoffe, Säuren, …). Zusätzlich unterstützen sie die Darmaktivitäten, was die Verdauung fördert.

Schleimstoffe können auch gut in der Küche eingesetzt werden. Sie mildern die Geschmacksrichtungen sauer, bitter und scharf ab.

 

Nebenwirkungen

Neben Giftstoffen nehmen Schleimstoffe auch viel Flüssigkeit und weitere Stoffe auf. Daher ist einerseits auf genügend Flüssigkeitsaufnahme und andererseits eine Medikamenteneinnahme sollte nicht zeitgleich stattfinden. Sollte man Verengungen im Bereich der Speiseröhre oder des Darms haben, ist eine vermehrte Einnahme von Schleimstoffen eher zu vermeiden.[viii]

 

Löslichkeit

Schleimstoffe lösen sich vorwiegend in kaltem, lauwarmem Wasser. Pektin ist darüber hinaus auch noch hitzebeständig.
Wenn es jedoch zu warm wird, kann es zu einem Zerfall der Zuckermoleküle kommen.

 

Mystisches & Sagenumwobenes

Schleimstoffe überdecken mit einem Schutzfilm auch im übertragenen Sinne, sodass nervöse, reizüberflutete Menschen ihr dünnes Nervenkostüm wieder regenerieren können.[ix]

 


[i] Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde: Grundlagen – Anwendung – Therapie von Ursel Bühring | Karl F. Haug Verlag (ISBN: 978-3830477495), 4. Auflage, 2014, S. 118.

[ii] Wikipedia: „Schleimstoffe“, https://de.wikipedia.org/wiki/Schleimstoffe, Stand: 13.11.2106

[iii] Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde: Grundlagen – Anwendung – Therapie von Ursel Bühring | Karl F. Haug Verlag (ISBN: 978-3830477495), 4. Auflage, 2014, S. 119

[iv] Heilpflanzen – Praxis heute: – Band 1 Arzneipflanzenportraits von Siegfried Bäumler | Urban & Fischer (ISBN: 978-3437572722), 2. Auflage, 2012, S. 23

[v] Wikipedia: Schleimstoffe, https://de.wikipedia.org/wiki/Schleimstoffe, Stand: 13.11.2016

[vi] Nutzpflanzen und ihre Inhaltsstoffe von Susanne Bickel-Sandkötter | Quelle & Meyer (ISBN: 978-3494013336), 2. Auflage, 2002, S. 21

[vii] Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde: Grundlagen – Anwendung – Therapie von Ursel Bühring | Karl F. Haug Verlag (ISBN: 978-3830477495), 4. Auflage, 2014, S. 119

[viii] Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde: Grundlagen – Anwendung – Therapie von Ursel Bühring | Karl F. Haug Verlag (ISBN: 978-3830477495), 4. Auflage, 2014, S. 122

[ix] Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde: Grundlagen – Anwendung – Therapie von Ursel Bühring | Karl F. Haug Verlag (ISBN: 978-3830477495), 4. Auflage, 2014, S. 119

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