Portrait | Schafgarbe

Eines der vielfältigsten und widerstandsfähigsten Wildkräutlein, das in keiner Kräutersammlung für die Hausapotheke fehlen darf. 1000-Blättchen ist die Übersetzung des botanischen „Nach“namens (millefolium) und so sieht es auch aus. Für Viele Wehwehchen einsetzbar, wie Entzündungen, Magen-Darm-Problemen und vielem mehr und auch so eine kräftigende Pflanze auf psychischer Ebene.

Schafgarbe | Achillea millefolium

Namensherkunft

Millefolium (lat.) = „Tausend Blättchen“, „Garbe“ = Altdeutsch = „gesundmachen“ Der Name Achillea millefolium führt vermutlich zurück zum Helden „Achilles“, da das Kraut schon im Altertum bekannt war (Wunden heilen, Blutungen stillen). Der griechische Held Achill soll sich mit Schafgarbe geheilt haben.

weitere Namen

Achilleskraut, Bauchwehkraut, Schafsrippe, Lämmerzunge, Jungfrauenkraut, Garbenkraut, Fasankraut, Feldgarbenkraut, Frauendank, Gänsezungen, Gotteshand, Grillenkraut, Grundheil, Judenkraut, Kachelkraut, Katzenkraut, Margaretenkraut, Sägkraut, Tausendblatt, Soldatenkraut, Zimmermannskraut, Beilhieb- und Stichkraut, Augenbraue der Venus, Josefskraut

Beschreibung

Familie | Asteraceae (Korbblütler)

Blütezeit | Juni-Sept
Ernte | junge Blätter ab Mai, Blüten/Blätter Juni-Sept. Achtung: kann bei der Ernte zu Hautreizungen führen („Wiesendermatitis“).
Vorkommen | Wächst auf Wiesen und in lichten Wäldern, Wegrändern. Gesamt Europa, Nordasien, Nordamerika.

Achillea millefolium

Aussehen | 20-60cm hohe, mehrjährige Pflanze. Kahler oder schwach behaarter, innen markige Stängel, Blätter im unteren Bereich gestielt, im oberen stängelumfassend. Zwei- bis dreifach gefiederte länglich, schmale Blätter. Weiße bis schwach gelbe Blüten sind in rispigen Scheindolden angeordnet. 1,4-2mm lange Achänen. Blüten und Blätter verströmen einen herb-würzigen Geruch. Junge Pflanzen schmecken würzig. Je älter die Pflanzen werden, desto bitterer ihr Geschmack. (Bitterwert: 3 000 – 5 000) Abbildung

Pflege | genügsames Kraut, Stickstoffanzeiger, wirkt sich gut auf die Umgebungspflanzen aus; besonders gut passt die Schafgarbe zu Karotten, Wurzelpetersilie und Pastinaken, da sie die Produktion der ätherischen Öle forciert und somit auch

Signatur | Planeten: Venus, Mond, Jupiter, Element: Erde, Wasser, neutral; Zeichen: Krebs

  • ausgeglichene, harmonische Pflanze – Stängel werden für das I-Ging-Orakelwerfen verwendet

Monographie | positiv: choleretisch, antibakteriell, adstringierend, spasmolytisch

Historisches

Die Schafgarbe war immer schon ein sog. Frauenkraut: „Schafgarbe im Leib, tut gut jedem Weib.“.

Hildegard von Bingen war ebenfalls eine Anhängerin des Krautes Im Mittelalter wurde die Schafgarbe „supercilium veneris“ = „Augenbraue der Venus“ genannt. Frauenkrankheiten sind wesentliche Einsatzgebiete. Auch bei weiteren zahlreichen Erkrankungen wurde die Schafgarbe verabreicht, wie z.B. Lungenkrankheiten, Mattigkeit der Glieder, Blähungen, Koliken, Erkältungen. Germanen würzten ihr Bier mit Schafgarbe und in Schweden wurde Schafgarbe statt Hopfen verwendet. Ihre Blätter werden zum Gelbfärben von Wolle genutzt. Auch heute noch wird in manchen Gemeinden die Schafgarbe am 15. August geweiht.
Bei den römischen Sarkophagen wurde die Schafgarbe als Symbol des Schlafes abgebildet.

Sagenumwobenes & Brauchtum

Brauchtum

Die Schafgarbe galt als Liebespflanze und als Bestandteil von Liebesorakeln. Legte man sich einen Beutel Schafgarbe unter das Kopfkissen, würde einem im Traum der zukünftige Liebespartner gezeigt. Und sie soll zu Hochzeiten geschenkt 7 Jahre Glück bringen. Das Kraut wurde auch als Mittel gegen das Böse verwendet. In England wurde aus Schafgarbe und weiteren Kräutern ein Trank zubereitet, „wenn der Teufel von einem Menschen Besitz genommen oder ihm eine Krankheit zugefügt hat“. Dazu war es notwendig, dass über dieses Gebräu vorher sieben Messen gelesen wurden und es schließlich aus einer Kirchenglocke getrunken wurde.
In bestimmten Gegenden trug man die Schafgarbe zusammen mit Johanniskraut und Beifuß in einem kleinen Säckchen bei sich, um gegen Verzauberung geschützt zu sein.
Die Schafgarbe wurde auch „Milchschelm“ genannt, weil sie das plötzliche Ausbleiben der Milch wieder beheben soll.
Die französische Bezeichnung „herbe de Saint Joseph“ geht auf eine Legende zurück: „Als sich der heilige Josef bei seiner Zimmermannsarbeit eine blutende Verletzung zuzog, brachte ihm das göttliche Kind die Schafgarbe, die seine Wunden schloß und das Bluten stillte. Plinius berichtet: Achilleus heilte mit dieser Pflanze Thelephos, den König von Mysien, und so erhielt dieses Kraut den lateinischen Namen Achillea.“ (Zauberkräuter, Hans Schöpf)
Man gab den Schafen Schafgarbe, wenn sie unter Würmern litten.

Signatur: ausgeglichene, harmonische Pflanze – Stängel werden für das I-Ging-Orakelwerfen verwendet.

Ihre Blätter werden zum Gelbfärben von Wolle genutzt

Räucherungen

Die Schafgarbe wird als Meditationskraut genutzt und soll ausgleichend wirken und Vergangenes besser loslassen lassen. Fördert die innere Weisheit.

Hauptinhaltsstoffe

ätherische Öle (0,2-1%), Chamazulen (6-19% bis zu 40%), Eukalyptol, Gerbstoffe, Flavonoide, Bitterstoffe, viele Mineralstoffe (Kalium), Cumarine, Phenolcarbonsäuren, Triterpene. Aus Schafgarbe wird ein seltenes und wertvolles Öl, das mehr Azulen (Heilwirkstoffe) als das Kamillenöl hat.

Wirkung | stark entzündungshemmend, wundheilend, schleimbildend, antibakteriell, bei Akne, Hautproblemen, Sonnenbrand, regulieren das weibliche Hormonsystem, Blase, Nieren stärkend (Kaliumgehalt), gegen Gicht, hilft gegen Blutungen, bei der Heilung von Schürf- / Stichwunden, Magen- / Darmbeschwerden, Galle, bei Menstruationsbeschwerden (Teekur), appetitanregend, verdauungsfördernd, antimikrobiell. Wirkt ausgleichend zu Zeiten der Umstrukturierung, „alte Dinge loslassen“.

Nebenwirkung | Bei Personen mit Korbblütlerallergie ist die Schafgarbe zu vermeiden. Bei zu hoch dosierter und langandauernder Einnahme, kann es aufgrund der Furanocumarine zu Magenreizungen kommen, aufgrund der Gerbstoffe zu Verstopfung.
NICHT innerlich während der Schwangerschaft nehmen! Jedoch äußerlich bei trockener, juckender Haut sehr gut verwendbar.

Volksheilkunde

Die Schafgarbe findet vielfältige Anwendungen und sollte daher in keiner Kräuterapotheke fehlen.
Blutstillende und wundheilende Wirkung
Die Gerbstoffe sorgen dafür, dass die Wundenränder zusammen gezogen werden, das Wasser wird der oberen Hautschicht entzogen, wodurch eine Schutzschicht entsteht, auf der sich Bakterien, Viren, Pilze und Mikroorganismen nicht breit machen können. Weiters wird die Durchblutung reduziert, was die Blutstillung letztendlich ausmacht. Auch bei Insektenstichen ist das Kraut bei Wanderungen immer dabei – einfach Blätter zerreiben, auf die Stelle geben und wirken lassen.
verdauungsfördernde Wirkung
Der Bitterwert der Schafgarbe liegt zwischen 3000 und 5000 und somit im mittleren Bereich. Zum Vergleich, die bitterste Pflanze, der gelbe Enzian hat mit 10.000 bis 30.000 den höchsten Wert.
Bitterstoffe regt im Körper die Produktion der Verdauungssäfte an und somit auch den Appetit.
entgiftende und stopfende Wirkung
Die Gerbstoffe wirken hier ebenfalls auf die Darmwand indem sie eine Schutzschicht darüber aufbauen. Sie gehen auch unlösbare Verbindungen mit Schwermetallen, wie z.B. Amalgam ein und da der Körper die Giftstoffe wieder ausscheidet, wird auch entgiftet.

Angewandt wird die Schafgarbe in der Volksheilkunde bei Magen-, Darmproblemen, Blähungen, Völlegefühl, Verdauungsproblemen, Menstruationsbeschwerden.

innerlich

abhängig von den gewünschten Inhaltsstoffen und deren Wirkung: Tee, Tinktur / Extrakt (3x tgl. 15 Tropfen 30 min vor od. nach dem Essen), Smoothie, Wein
Schafgarbe-Kamillenblüten-Tee

gut bei krampfartigen Magen-Darm-Beschwerden.

 

äußerlich

Auflagen, In Duftlampe am Abend zum Einschlafen und unter Tags zum wach halten – hat aber einen eher eigenwilligen Geruch; Gesichtsdampfbäder für unreine Haut. Ölauszug: Zum Einreiben bei Blähungen, Krämpfen, Gebärmutterkrämpfen, Magendrücken

Bei Hämorrhoiden wird die Schafgarbe als warme Kompresse empfohlen. Dafür einen TL in eine Tasse kaltem Wasser ansetzen, kurz aufkochen lassen, abseihen und einen Waschlappen oder ein Baumwolltuch damit tränken. Die Kompresse zusammenrollen und auf die Hämorrhoiden pressen (trockenes Handtuch darunterlegen).

Als Sitzbad bei Menstruationsbeschwerden oder Hämorrhoiden.

Als Gesichtsdampfbad strafft und kräftigt die Schafgarbe darin die Haut.

Nutzung

Kosmetik

Creme für trockene Haut (gut für Schwangere geeignet)

125 ml Schafgarbenmazerat (Ölauszug), 15 g Wollfett, 15 g Bienenwachs, 1 TL Heißwasserauszug (Tee) aus Schafgarbe, 5 Tropfen Rosenöl (ätherisches Öl).
fette Bestandteile in einem Wasserbad erwärmen, schmelzen lassen, den Wasserauszug hinzufügen und gut vermischen. Etwas abkühlen lassen und das ätherische Öl hinzufügen und mischen. In desinfizierte Behälter füllen und bis zur Erkaltung regelmäßig rühren. Ca. 3 Monate haltbar

Kulinarik

Schafgarbe passt zu fast allen pikanten Speisen, Salaten (junge Blätter). Das erste Grün der Schafgabe war im Frühjahr ist auch Bestandteil der Gründonnertags-Suppe, deren Genuss für das ganze Jahr eine gute Gesundheit gewährleisten sollte. Salat mit zarten Blättern ergänzen. Junge Pflanzen schmecken würzig. Je älter die Pflanzen werden, desto bitterer ihr Geschmack.

Homöopathie

TCM

In der TCM werden die Stängel der Schafgarbe genutzt.

wissenschaftliche Bestätigung

Erst seit den 1950er Jahren beschäftigt sich die Forschung und Wissenschaft mit der Pflanze, wobei sie in der Naturheilkunde von Beginn an und durchgängig schon eine wesentliche Rolle gespielt hat.

Mittlerweile gibt es zahlreiche Studien, die die Wirksamkeit der Schafgarbe hinreichend belegen. Wie z.B. die Wirkung der Schafgarbe auf das Bakterium „Helicobactor pylori“, das Magengeschwüre oder Magenkrebs verursachen kann, oder die antivirale Wirkung und einige mehr. hier gibt es eine gute Übersicht einiger Studien zur Schafgarbe.

Aroma

Das ätherische Öl enthält vorwiegend Chamazulen, was eine tiefblaue Färbung des ätherischen Öls ausmacht. Es hat so eine vielfältige Komposition an Inhaltsstoffen, dass es sowohl Heil- als auch Hautöl ist. Es wirkt entzündungshemmend, antiseptisch, entkrampfend, narbenbilden und psychisch wirkt es anregend und stärkend.

Blüten und Blätter verströmen einen herbwürzigen Geruch. Duft: mild krautig, leicht herb – Herz- und Basisnote.

 


Bildergalerie | Schafgarbe

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Quellen:

allgemeiner Quellennachweis


Die Ratschläge in diesem Beitrag sind von der Autorin sorgfältig erwogen und geprüft worden. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für kompetenten medizinischen Rat. Alle Angaben in diesem Artikel erfolgen daher ohne jegliche Gewährleistung oder Garantie seitens der Autorin. Eine Haftung der Autorin für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist jedenfalls ausgeschlossen.

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